die traurige Geschichte eines Habichts

Der schwer verletzte Habicht

Es war an einem warmen Sommerabend. Ich war unterwegs mit den Hunden, nahe Möhlin. Hatte vorher noch in der Storchenstation gearbeitet, war ja damals noch Leiterin dieser Station. Die Station in Oberwil gab es noch nicht.

Plötzlich ein Anruf aufs Handy. Feuerwehr Bad-Säckingen. Sie haben einen Greifvogel auf einer Baustelle gefunden, ob sie den bringen könnten. Klar, ich bin in der Nähe, wir treffen uns in 30 Minuten in der Station.

Als ich dort ankam, warteten die Uniformierten bereits auf mich, einen grossen Karton unter dem Arm. Ich war gespannt... Was es wohl ist? Wohl am ehesten ein Bussard...

Auf den Tisch, Schachtel auf----ich schreckte gleich mal zurück! Wow! Ein Habicht! Ein prächtiges Tier! Habichte sind faszinierende Vögel, sie sind sehr eigen, haben eine gewaltige Ausstrahlung! Wilde Einzelkämpfer, Vögel, die präsend sind, einsame Jäger im Wald, man bekommt sie kaum jemals zu Gesicht. Aber sie sind da. Immer wieder finde ich ihre Spuren im Wald und manchmal kommen sie sogar nahe an Siedlungen oder in Pärke. Doch selbst dann tauchen sie nur unvermittelt auf, schiessen vorbei und sind wieder weg. Und einen Habicht nun vor sich zu haben, der einen mit grossen orangen Augen anstarrt, ein Blick, angsterfüllt, schmerzerfüllt und dennoch sowas von wild und stolz!

Auf den zweiten Blick sah ich dann das Blut, schnell verschwand meine Freude über den Anblick dieses Greifvogels mit den mächtigen Klauen. Denn nun entdeckte ich die Verletzung:

Die ganze rechte Handschwinge war weg. Abgerissen! Der Knochen stand blutig heraus...  Autsch. Das Tier musste unerträgliche Schmerzen haben! Schnell klärte ich die Feuerwehrmänner auf, sie nickten zustimmend. Klar, erlösen, so schnell es geht...  

Anscheinend war er bei der Jagd an der Baustelle an einer Maschine zu nahe vorbeigeflogen (ja, auch ein Habicht kann sich mal "verkalkulieren") und da hatte es ihm gleich auf gut Deutsch gesagt, den Unterarm abgerissen! AUA! 

Eine wirklich brutale Sache, selten habe ich so etwas Krasses gesehen und der Vogel tat mir einfach nur unendlich leid. 

Schade, um das wundervolle Tier! Aber auch dies gehört zu meinem Job.... Gut, hatten die Feuerwehrmänner in gebracht, so konnte man dem wundervollen Tier viel Leid ersparen. 

Mitakuye Oyasin