Die Hintergründe

Vor Jahren fand ich beim Ausreiten mit Border-Collie-Hündin „Kylja“ und meinen beiden Islandpferden „Drottning“ und „Dögg“ einen geschwächten Bussard. Wir spielten eine Weile „Fangis“, bis ich ihn dann endlich erwischte und an die Storchenstation Möhlin übergab. Dort erfuhr ich viel über die Storchen- und Pflegestation und beschloss, dort mitzuhelfen. Lauter pensionierte Herren, die freuen sich doch sicher über Hilfe und dann noch von einer jungen Frau....
übrigens: den Bussard habe ich nach einigen Tagen wieder auswildern können. Er war nur geschwächt. 

Ich arbeitete einige Zeit dort, integrierte auch meine Freundin SS (jeweils am Samstag morgen durften wir die Arbeiten machen, welche die Pfleger die ganze Woche für uns aufgespart hatten ;-))  und ich kam in regen Kontakt mit Ernst Diethalm, Leiter der Station. Ich habe viel von ihm gelernt und bald auch diverse Arbeiten für ihn erledigen dürfen. Fertig war die Zeit der Ausmisterei, nun ging es an den Computer und an die Vögel. Ich bekam quasi die Stelle der "Chefsekretärin", was mir auch unglaublich viel Spass machte!

Eines Tages bat Ernst mich auf ein Gespräch zu sich nach Hause. Wir sassen also gemütlich zusammen in seiner Küche, auf dem Tisch vor uns ein Berg von selbstgebackenen Kecksen. Wir plauderten über Gott und die Welt und als ich gerade den zehnten der leckeren Keckse in den Mund geschoben hatte, unterbeitete er mir plötzlich den Vorschlag, die Stationsleitung zu übernehmen. Was???  Ich verschluckte mich eben kurz und hustete los. Ich alleine? In Möhlin eine Station übernehmen während ich in Muttenz wohne und in Biel-Benken 100% arbeite?  Ich war doch etwas überrumpelt und hatte wohl einige schlaflose Nächte. Kam dann aber zum Schluss, dass es mir doch zuviel werden könnte, da ich ja auch noch Hunde, Pferde und viele andere Hobbies hatte und habe.

Alleine wollte ich das also nicht machen und bat Ernst, doch SS und ML ins Team zu nehmen. Er gab der Bitte nach. Wir arbeiteten also als 3er Team, leider wurde daraus ein 4er Team, was aber nicht sooo super funktionierte. Es kann nicht klappen, wenn die Frau eines alten Mannes ein Problem damit hat, dass er in einem Team mit 2 jungen Frauen arbeitet. Und dies dann auch, zumindest mir gegenüber, immer wieder deutlich zeigt.

Dann waren da auch einige Missstände, die mich von Anfang an störten. Pfleger, die sich extrem viel Freiheiten herausnahmen, Vögel töteten, schwer verletzte Vögel, die niemals ein Tierarzt anschaute sondern die einfach in eine Voliere gelegt wurden "das heilt dann schon".... Damit hatte ich wirklich Mühe, konnte das nicht vertreten. Dazu kam, dass der Weg nach Möhlin ein grosses Handycap für mich war. Von Biel-Benken nach Möhlin fuhr ich schlappe 30 km. Wieder zurück nach Muttenz sind dann etwa insgesamt 50 km. Und das mehrmals pro Woche? Kam so auf Dauer auch finanziell nicht in Frage...  Und wenn wir beim Naturschutz sind: das ist auch nicht sehr umweltfreundlich. Und ich hatte ja damals auch noch 2 Hunde, die Bewegung brauchen und Freunde, die mich mal sehen wollten. Auch sonst habe ich viele Hobbies und jeden Abend nur von A nach B fahren---das sollte nicht mein Lebensinhalt werden.

Also entstand die Idee, doch irgendwo im Baselbiet, möglichst zwischen Biel-Benken und Muttenz, eine Möglichkeit zu erhalten, Vögel "zwischenzulagern", damit ich eben nicht wegen jedem Vögelchen nach Möhlin rattern muss. So könnte man "Sammeltransporte" zusammenstellen und z.B. 1x/Woche alle Vögel auf Möhlin fahren, allenfalls auf halbem Wege noch einen Besuch beim Tierarzt einbauen.

Ich fand tatsächlich Volieren, die ich nutzen durfte. Aber auf meine Anfrage beim Kantonstierarzt (ich wollte es ja auch "Amtskonform" machen), enstand dann gleich die Idee, doch anstatt einem "Zwischendepot" eine neue Pflegestation zu eröffnen... Der Bedarf sei da und letztendlich sei eine vernünftige und seriöse Arbeit schwierig, wenn die Vögel von Kanton zu Kanton geschoben werden. Es ist bis heute nicht die Idee, Vögel aus dem Baselbiet in Möhlin zu pflegen. Es wäre doch einfacher, gleich etwas Neues zu eröffnen. Schliesslich müsse die Sache auch bewilligt werden und wenn ich die Vögel "Zwischenlagere", was soll das für eine Bewilligung sein?! Und eine Kontrolle wäre so auch kaum möglich. Spannend war dann, als es wirklich drum ging, die Station dann zu eröffnen und eine Bewilligung zu erhalten, waren einige Personen doch wieder ganz anderer Meinung über die Notwendigkeit einer (bzw. aller) Vogelpflegestationen...

Eine Zusammenarbeit mit Möhlin auch mit meiner eigenen Station war für mich immer sehr wünschenswert. Leider hat sich dies von ihrer Seite nicht erwiedert. Aber ich hatte ja oben schon die eifersüchtige Ehefrau des Stationsleiters erwähnt...
Für sie war meine eigene Station natürlich die perfekte Gelegenheit, mich loszuwerden. Schade, dass ihr Mann, mit dem ich immer ein sehr gutes Verhältnis hatte, sich so von ihr unterbuttern liess. Mit ihm wäre eine Zusammenarbeit richtig gut gekommen. Aber gut. Es kam, wie es kommen muss und inzwischen sage ich, es ist gut, wie es ist. 

Ich kann aber immerhin sagen, dass die Zustände von damals sich wohl inzwischen etwas verbessert haben.